Sturmgeld: Abrissbirne
Der Herbstwind treibt Sandkörner über die Dünen von Kampen, als Kriminalhauptkommissarin Lena Thordsen ihren Dienstwagen vor dem alten Kapitänshaus parkt. Die aufziehende Morgendämmerung taucht das imposante Reetdachgebäude in gespenstisches Licht. Möwen kreisen schreiend über dem First, als ahnten sie das Unheil, das sich hinter den vom Wetter gezeichnet Mauern verbirgt.
Lena zieht ihren handgestrickten Pullover enger um die Schultern – ein Geschenk ihrer Großmutter Eiken vom letzten Weihnachtsfest. Die kurzen blonden Haare peitschen ihr ins Gesicht, als sie aussteigt. Ihre trainierten Beine, gestählt von unzähligen Kitesurfing-Sessions vor Westerland, tragen sie zielsicher über das unebene Kopfsteinpflaster.
„Moin“, grüßt Polizeimeister Jensen knapp und deutet zum Eingang. „Die Putzfrau hat sie gefunden. Erste Etage, großer Salon.“
Lena nickt nur. Ihre Augen wandern unwillkürlich zu den charakteristischen Friesengittern vor den Fenstern. Wie oft hatte sie als Kind hier gespielt, als das Haus noch der Familie Bundsen gehörte? Bevor die Immobilienspekulanten kamen.
Im Haus schlägt ihr der typische Geruch alter Sylter Kapitänshäuser entgegen: eine Mischung aus Salzluft, Holz und Geschichte. Aber heute mischt sich etwas anderes darunter. Der süßlich-metallische Hauch des Todes.
Sabine Hartmann liegt wie hingeworfen auf dem polierten Dielenboden des Salons. Die Immobilienmaklerin trägt ein teures Kostüm von der Kampener Königsallee, die Hände sind manikürt, die Frisur selbst im Tod noch perfekt. Nur der schmale Striemen am Hals will nicht zum gepflegten Erscheinungsbild passen.
„Diar kön heer ei muarsis“, murmelt Lena unwillkürlich auf Friesisch. Die gehört hier nicht her.
Dr. Mahler von der Spurensicherung blickt von der Leiche auf. „Todeszeitpunkt zwischen 21 und 23 Uhr gestern Abend. Strangulation mit einem dünnen Seil oder einer Schnur. Präzise Arbeit, kaum Kampfspuren.“
Lena lässt den Blick durch den Raum schweifen. Der große Salon atmet noch immer die Geschichte der Walfänger-Dynastie Bundsen. Deckenbalken aus Treibholz spannen sich unter der getäfelten Decke. Die Wandvertäfelung aus dunkler Eiche trägt filigrane Schnitzereien: Wale, Segelschiffe, maritime Symbole. An der Stirnwand prangt das Wappen der Bundsens: drei Wale unter einem Nordstern.
Nur die modernen Architekturpläne auf dem massiven Eichentisch wollen nicht ins Bild passen. Lena tritt näher. Entwürfe für ein Luxusresort der Nordic Resort Group. Wo jetzt noch das historische Kapitänshaus steht, sollen schon bald Appartements mit Preisen jenseits der zehn Millionen entstehen.
Draußen werden erste Stimmen laut. Am schmiedeeisernen Gartentor hat sich eine kleine Menschentraube gebildet. Lena erkennt Hannes Petersen, den Vorsitzenden der Bürgerinitiative „Rettet Alt-Sylt“. Er gestikuliert heftig, sein wettergegerbtes Gesicht gerötet.
„Kommissarin!“ Eine junge Kollegin von der Spurensicherung winkt sie zu sich. „Das hier lag unter den Bauplänen.“
Sie hält ein vergilbtes Stück Papier hoch. In verschnörkelter Handschrift steht dort auf Friesisch:
„Diar skulen järs sterev, iar dön’t ferjeese.“
Lena spürt, wie sich ihre Nackenhaare aufstellen. Die Worte sind ihr vertraut – zu vertraut. Ihre Großmutter Eiken hatte sie oft zitiert, wenn sie von den alten Zeiten erzählte. Von den Walfängern, dem großen Geld und den Geheimnissen, die jede Familie auf der Insel hütete.
Die sollen erst sterben, die es vergessen.
Lena zieht ihr Handy heraus und wählt die Nummer ihrer Großmutter. Während es klingelt, wandert ihr Blick durch die hohen Sprossenfenster hinaus aufs Meer. Die Brandung schlägt weiß gegen den Strand, Herbststurm ist angesagt. Das Display zeigt „Eiken Thordsen“, aber niemand nimmt ab.
„Jensen“, ruft sie den Polizeimeister zu sich. „Ich muss kurz weg. Koordinieren Sie die Spurensicherung und lassen Sie die Protestler nicht näher als zehn Meter ans Haus.“
Der Wind hat noch zugenommen, als Lena zwanzig Minuten später ihren Wagen vor dem reetgedeckten Friesenhaus ihrer Großmutter parkt. Der kleine Garten ist ein Meer aus verwelkten Stockrosen und herbstlichen Astern. Zwischen den Beeten hängt Eikens Wäsche im Wind – sie hat also nicht vergessen, sie aufzuhängen.
„Ual!“ ruft Lena, während sie den gewundenen Gartenweg hinaufgeht. Großmutter! Keine Antwort.
Die Hintertür ist unverschlossen, wie immer auf Sylt. Im Wohnzimmer sitzt Eiken im alten Ohrensessel am Fenster, den unvermeidlichen Strickzeug in den faltigen Händen. Ihre traditionelle friesische Tracht leuchtet farbenfroh vor der getäfelten Wand.
„Ick hääw di al täävt“, sagt sie, ohne aufzublicken. Ich habe dich schon erwartet.
„Du weißt es also schon?“ Lena lässt sich auf die Fensterbank sinken. Von hier aus kann sie die Dünen sehen und dahinter das Meer, das ihre Kindheit geprägt hat.
„Diar wårt snååked önj e lun.“ Man spricht bereits im Dorf darüber. Eikens Nadeln klickern rhythmisch. „Sabine Hartmann hat sich zu viele Feinde gemacht mit ihren Geschäften.“
„Sie wurde ermordet, Ual. Und im Haus lag eine Botschaft. Die alte Walfänger-Warnung.“
Die Stricknadeln halten für einen Moment inne. Eikens wettergegerbtes Gesicht zeigt keine Regung, aber Lena kennt ihre Großmutter gut genug, um die Anspannung zu spüren.
„Das Bundsen-Haus hätte nie verkauft werden dürfen“, sagt Eiken nach einer Weile, diesmal auf Hochdeutsch. „Es gibt Dinge, die man nicht vergessen darf.“
„Was für Dinge, Ual?“
Statt einer Antwort steht Eiken auf und geht zu der alten Kommode hinüber. Aus einer Schublade zieht sie ein vergilbtes Foto hervor. Es zeigt das Kapitänshaus in seiner Blütezeit, vor dem Haus eine Gruppe Menschen in Feiertagstracht.
„Das war zur Heimkehr des letzten Walfängers, 1952“, erklärt sie. „Dein Großvater steht ganz links. Neben ihm Kapitän Bundsen.“
Lena beugt sich über das Foto. Die Männer tragen stolz ihre Ausgehuniform, die Frauen die traditionelle Tracht. Aber etwas an dem Bild irritiert sie. Im Hintergrund, halb verdeckt von einer Gruppe Schaulustiger, erkennt sie eine Art Baugerüst an der Hausrückseite.
„Was wurde da gebaut?“
„Nichts.“ Eiken nimmt ihr das Foto aus der Hand. „Manchmal ist es besser, nicht alle Fragen zu stellen, min Düüfke.“ Meine Kleine.
Lenas Handy vibriert. Eine Nachricht von Jensen: „Frau Kommissarin, Sie sollten zurückkommen. Die Demonstranten werden mehr, und gerade ist Erik Sörensen von der Nordic Resort Group aufgetaucht.“
Als Lena zum Kapitänshaus zurückfährt, haben sich die Wolken verdichtet. Der erste Herbststurm des Jahres zieht auf. Vor dem Haus hat sich die Menschenmenge verdoppelt. Transparente werden geschwenkt: „Stoppt den Ausverkauf!“ – „Rettet unser Erbe!“ – „Sylt ist keine Goldgrube!“
Ein großer Mann in maßgeschneidertem Mantel steht etwas abseits und beobachtet die Szene. Erik Sörensen, der skandinavische Investor, dessen Firma in den letzten Jahren systematisch historische Häuser aufkauft. Seine grauen Augen fixieren das Kapitänshaus, als könne er durch die Mauern hindurch die Geheimnisse dahinter erkennen.
Lena parkt den Wagen und steigt aus. Der Wind zerrt an ihrer Jacke, trägt den Geschmack von Salz und nahenden Regen heran. Aus den Augenwinkeln sieht sie, wie Sörensen sein Handy zückt und eine Nummer wählt.
In diesem Moment dringt ein Ruf aus dem Haus: „Kommissarin! Schnell!“
Im großen Salon hat die Spurensicherung einen Teil der Wandvertäfelung entfernt. Dahinter kommt alte Bausubstanz zum Vorschein – und etwas, das dort nicht sein sollte: Ein in die Wand eingelassener Tresor, modern, höchstens zwanzig Jahre alt.
Und an der Tresortür klebt ein weiterer Zettel mit friesischer Schrift:
„Di Flooding kamt.“
Die Flut kommt.
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Bis dahin laden wir Sie ein, sich von den überraschenden Möglichkeiten der KI-Co-Kreativität inspirieren zu lassen und unsere Begeisterung für diese Technologie zu teilen.
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