Bernsteinspuren: Alte Kontakte
Der Morgennebel liegt wie ein vergilbtes Gemälde über dem Warnemünder Hafen. Sarah steht am Kai des Cruise Centers, beobachtet die einlaufende Fähre aus Gedser. Möwen kreisen schreiend über den Aufbauten, während das Schiff langsam anlegt. Sie reibt ihre Handnarbe, eine unbewusste Geste der Anspannung.
Marcus Larsen ist leicht zu erkennen, als er die Gangway herunterkommt. Sein grauer Designeranzug und die skandinavische Eleganz seiner Erscheinung stechen zwischen den Reisenden hervor. Die grauen Schläfen verleihen ihm eine distinguierte Note, die zu seiner Rolle als internationaler Kunsthändler passt.
„Kommissarin Brandt.“ Sein Deutsch ist fast akzentfrei, nur das weiche ‚d‘ verrät seine dänische Herkunft. „Ich danke Ihnen, dass Sie mich hier treffen.“
Sarah nickt knapp. „Ihr Anruf gestern Abend klang dringend. Sie sprachen von einer Warnung?“
Ein Windstoß vom Meer treibt ihnen salzige Gischt ins Gesicht. Larsen deutet auf das Café im Obergeschoss des Terminals. Minuten später sitzen sie am Fenster, der Hafen als bewegte Kulisse hinter der Glasfront.
„Helena Weber und ich kannten uns seit den Achtzigern“, beginnt Larsen, seine schlanken Finger umklammern die Kaffeetasse. „Die Kunstszene war… anders damals. Komplizierter. Zwischen den Systemen.“
„Sie erwähnten eine ‚Bernstein-Connection'“, hakt Sarah nach.
Larsen zögert, sein Blick gleitet über den Hafen. „Kennen Sie sich mit Kunst aus der DDR-Zeit aus?“
„Nur oberflächlich.“
„Die offiziellen Wege waren streng reguliert. Aber es gab… andere Kanäle. Für Kunst, für Information.“ Er beugt sich vor. „Das Gemälde, das Sie gefunden haben – es ist mehr als ein Bild. Viel mehr.“
Sarah erinnert sich an die verschobenen Perspektiven im Hafenbild. „Eine Art Code?“
„Die Künstlergruppe um Manfred Karge entwickelte ein System. Minimale Abweichungen, versteckte Markierungen.“ Larsen holt ein Notizbuch hervor, skizziert hastig. „Jede scheinbare Unstimmigkeit bedeutet etwas. Ein Fenster zu hoch – ein Depot. Ein Schiff am falschen Platz – eine Route.“
„Eine verschlüsselte Karte für Schmuggler?“
„Unter anderem. Helena hatte begonnen, die alten Verbindungen zu rekonstruieren. Sie fand-“ Er verstummt abrupt, als sein Blick auf einen Mann fällt, der gerade das Café betritt.
Sarah folgt seinem Blick. Der Mann verschwindet in Richtung Toiletten, aber Larsens Unruhe ist spürbar. „Sie kennen ihn?“
„Wir sollten woanders weitersprechen.“ Er steht auf, seine vorherige Eleganz von nervöser Energie überlagert. „Heute Nachmittag in der Galerie? Ich möchte Ihnen etwas zeigen.“
Der aufziehende Herbststurm treibt Sarah später zu Fuß durch die Gassen der Altstadt. Ihre Gedanken kreisen um Larsens Andeutungen. An der Ecke zur Alexandrinenstraße fällt ihr ein Mann auf. Wettergegerbt, Anfang 70, der Gang eines Menschen, der sein Leben auf See verbracht hat. Er winkt sie zu sich.
„Rolf Schneider“, stellt er sich vor. „War Zöllner hier, bis zur Wende. Hab gehört, Sie interessieren sich für alte Routen?“
Sie folgt ihm in eine Hafenkneipe. Das Interieur scheint seit den Achtzigern unverändert: Dunkles Holz, Schiffsmodelle, vergilbte Fotos an den Wänden. Der Geruch von Bier und Seefahrergeschichten.
„Da hinten“, Schneider deutet auf ein Foto, „das war ’83. Zollkontrolle auf der ‚Nordic Star‘. Wissen Sie, was das Besondere an Bernstein ist, Kommissarin?“ Er wartet ihre Antwort nicht ab. „Er schwimmt in Salzwasser. Und wenn man ihn richtig behandelt, lässt er sich in Kunst verstecken. In Bilderrahmen zum Beispiel. Oder in falschen Wänden.“
Sarah spürt, wie sich die Puzzleteile langsam verbinden. „Sie haben damals Schmuggler erwischt?“
Ein raues Lachen. „Erwischt? Manchmal. Aber die cleveren… die haben Kunst geschmuggelt. Legal, auf dem Papier. Gemälde mit Exportgenehmigung. Niemand hat nach dem gefragt, was in den Rahmen war. Oder in den Keilrahmen.“ Er beugt sich vor. „Gestern war jemand hier, hat nach den alten Zeiten gefragt. Ein Däne, elegant. Und heute Morgen kam er wieder, mit einem anderen Mann. Sie sahen sich die Hafeneinfahrt an.“
Sarah will mehr fragen, aber ihr Smartphone vibriert. Eine Nachricht von der Spurensicherung: In Helenas Wohnung wurde ein verstecktes Fach gefunden. Mit alten Fotos. Und einer Liste von Kunststudenten aus Kopenhagen, datiert 1985.
Die Galerie liegt im grauen Nachmittagslicht wie ein gestrandetes Schiff. Sarah steigt die knarrenden Stufen hinauf, die Fotos aus Helenas Wohnung in ihrer Tasche. Der Sturm hat aufgefrischt, rüttelt an den Gerüstplanen.
Marcus Larsen wartet bereits, studiert das freigelegte Gemälde. Seine elegante Haltung täuscht nicht über die Anspannung hinweg, die in seinen Bewegungen liegt. „Die Pinselführung“, sagt er ohne Einleitung. „Sehen Sie die feinen Abweichungen hier? Karge hatte einen charakteristischen Stil – aber diese Stellen sind anders.“
Sarah tritt näher, spürt die Kälte durch die hohen Fenster kriechen. „Als hätte jemand das Bild nachträglich verändert?“
„Genau.“ Larsen zieht eine Lupe hervor. „Diese Hafenszene wurde mindestens zweimal überarbeitet. Erst die ursprüngliche Version, dann die codierten Änderungen, und später…“ Er verstummt, fokussiert einen Punkt am unteren Bildrand.
„Was ist dort?“
„Ein Symbol. Winzig. Eine Art…“ Er unterbricht sich, als draußen Schritte auf dem Gerüst zu hören sind. Sein Kopf schnellt hoch. „Erwarten Sie jemanden?“
Sarah schüttelt den Kopf, ihre Hand gleitet zur Dienstwaffe. Die Planen klatschen im Wind, werfen bewegte Schatten durch den Raum. Die Schritte verstummen.
„Die Fotos“, sagt Sarah leise, zieht die Bilder aus ihrer Tasche. „Helena hatte sie versteckt. Eine Gruppe von Kunststudenten, Kopenhagen 1985.“
Larsens Finger zittern leicht, als er die Fotos nimmt. „Ich war dabei“, murmelt er. „Das war kurz bevor…“ Wieder Schritte, diesmal von der Treppe.
Sarah schiebt sich in Richtung Tür, gibt Larsen ein Zeichen zurückzubleiben. Die Stufen knarren unter ihren Füßen. Im Treppenhaus liegt Dämmerlicht, durchbrochen vom rhythmischen Blinken des fernen Leuchtturms.
Eine Bewegung im Stockwerk darunter. Sarah spannt sich. „Polizei! Bleiben Sie stehen!“
Eine Gestalt huscht durch den Lichtstrahl, verschwindet durch die Hintertür. Sarah folgt, hört Larsen hinter sich. Die Verfolgung führt durch enge Gassen, vorbei an aufgestapelten Fischkisten, zwischen den alten Speicherhäusern hindurch.
Am Kai verlieren sie die Spur. Der Sturm peitscht ihnen Regen ins Gesicht, Möwen kreischen über ihren Köpfen. Larsen lehnt sich schwer atmend an eine Mauer.
„Sie wissen, wer das war“, sagt Sarah. Keine Frage.
Er nickt langsam. „Auf den Fotos… nicht alle waren Studenten. Manche arbeiteten für andere Auftraggeber. Die Kunstszene war durchsetzt mit…“ Er bricht ab, starrt auf einen Punkt hinter ihr.
Sarah wirbelt herum. Am Ende der Kaimauer steht eine Gestalt, hebt langsam den Arm. Das Mündungsfeuer ist im Sturmgrau kaum zu sehen, aber das Pfeifen der Kugel hallt von den Speicherwänden wider. Sarah reißt Larsen zu Boden, spürt Steinspritzer auf ihrer Jacke.
Als sie wieder aufblicken, ist die Gestalt verschwunden. Larsen blutet an der Schläfe, nur ein Streifschuss. Seine Finger krallen sich in ihren Arm.
„Das Gemälde“, keucht er. „Wir müssen zurück. Die letzte Übermalung… sie zeigt mehr als Routen. Es geht um das Fragment. Das Bernsteinzimmer-Fragment.“
Der Regen wird stärker, vermischt sich mit dem aufspritzenden Hafenwasser. In der Ferne heult eine Sirene. Sarah hilft Larsen auf, während ihr Blick über die Kaimauer gleitet. Dort, halb verborgen zwischen den Pollern, liegt ein Gegenstand. Ein altes Notizbuch, die Seiten aufgeweicht.
Auf dem Umschlag ein Name: Helena Weber. Und darunter, in verblasster Schrift: „Bernstein-Connection, 1985. Projekt Winterlicht.“
Sarah steckt das Buch ein, spürt das feuchte Papier durch ihre Jackentasche. Über ihnen kreisen die Möwen wie stumme Wächter, während der Sturm an den Planen der Galerie zerrt, als wollte er weitere Geheimnisse aus ihrem Versteck reißen.
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Bis dahin laden wir Sie ein, sich von den überraschenden Möglichkeiten der KI-Co-Kreativität inspirieren zu lassen und unsere Begeisterung für diese Technologie zu teilen.
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