Grenzland: Skygger/Schatten
Im gedämpften Licht des Flensburger Auktionshauses spürte Karen Larsen, wie ungewohnt sich die Seide des marineblauen Cocktailkleids auf ihrer Haut anfühlte. Das dezente Headset in ihrem Ohr übertrug Mikkels ruhige Stimme: „To mistænkelige ved bagindgangen… Zwei Verdächtige am Hintereingang.“
Sie nippte an ihrem Champagnerglas, ließ den Blick scheinbar gelangweilt durch den Saal schweifen. Die Crème der deutsch-dänischen Gesellschaft war erschienen – Kunstsammler, Galeristen, alte Handelsfamilien. Ihrer Bachelor-Arbeit sei Dank kannte sie die Verflechtungen vieler Anwesender mit dem Fall von 1962.
„Ruhig bleiben,“ murmelte sie kaum hörbar. „Det er bare en auktion.“ Mikkel schmunzelte im Überwachungsvan, sie konnte es in seiner Stimme hören: „Sie sprechen schon wieder Dänisch, Frau Kollegin.“
Die ersten Kunstwerke wurden versteigert. Karen beobachtete weniger die Objekte als die Bieter. Ihr Blick blieb an einem älteren Herrn hängen. „Der Mann mit dem grauen Bart,“ flüsterte sie. „Das ist Erik Thomsen. Laut den Akten war sein Vater in den Sechzigern Brodersens engster Geschäftspartner.“
Ein Raunen ging durch den Saal, als das nächste Objekt angekündigt wurde: Ein niederländisches Stillleben aus dem 17. Jahrhundert, „erst kürzlich wieder aufgetaucht“. Karen fotografierte unauffällig mit ihrer als Brosche getarnten Kamera.
Dann sah sie die Mappe.
Sie lag auf einem Tisch nahe der Bühne, direkt neben Thomsen. Handgefertigt, dunkelbraunes Leder mit einem auffälligen Metallbeschlag – ein verschlungenes Symbol, das sie sofort an die Beschreibungen in Jensens Akten erinnerte.
„Die Mappe,“ flüsterte sie. „Genau wie in den alten Berichten beschrieben.“
„Fotografieren Sie sie,“ kam Mikkels Anweisung. „Vorsichtig.“
Karen bahnte sich elegant einen Weg durch die Menge, das Champagnerglas als Tarnung. Sie war jetzt nah genug, um Details zu erkennen. Der Metallbeschlag schien alt, aber das Leder war neu.
„Fräulein Larsen?“ Eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um und blickte in Erik Thomsens freundlich lächelndes Gesicht. „Oder sollte ich sagen: Frau Kommissarin?“
Karens Herzschlag beschleunigte sich, aber ihre Stimme blieb ruhig. „Ich fürchte, Sie verwechseln mich.“
„Kaum.“ Thomsens Lächeln wurde kälter. „Sie haben die gleichen Augen wie der alte Jensen. Genau so… forschend.“ Er trat näher. „Wissen Sie, Ihr alter Dozent hätte Ihnen erzählen können, dass Jensen damals auch… sehr interessiert an gewissen Dingen war.“
„Problemer?“ Mikkels Stimme in ihrem Ohr klang angespannt.
„Keine Sorge,“ erwiderte Karen leise auf Dänisch, dann wieder zu Thomsen: „Sie scheinen viel über die alten Zeiten zu wissen.“
„Mehr als in Ihrer kleinen Abschlussarbeit steht, gewiss.“ Er deutete auf die Mappe. „Wissen Sie, was das Besondere an diesem Beschlag ist?“
„Enlighten me,“ sagte Karen kühl.
„Es ist ein altes Schmuggler-Symbol. Aus der Zeit, als die Deutsch-Dänische Grenze noch… durchlässiger war.“ Er lächelte wieder. „Manche Traditionen sterben nie.“
Ein junger Mann trat heran, beugte sich zu Thomsen. „Die Übergabe ist vorbereitet.“
Thomsen nickte. „Sie entschuldigen mich?“ Er nahm die Mappe und wandte sich zum Gehen. „Ach, und Frau Kommissarin? Grüßen Sie Ihren Kollegen im Überwachungswagen.“
„Raus da,“ kam Mikkels scharfe Stimme durch das Headset. „Sofort.“
Karen bewegte sich ruhig Richtung Ausgang. Zu hektisch jetzt zu reagieren würde nur Aufmerksamkeit erregen. Im Foyer sah sie noch, wie Thomsen mit der Mappe in einen dunklen Wagen stieg.
Zehn Minuten später saß sie im Überwachungsvan, wieder in praktischer schwarzer Kleidung. „Sie wussten, dass wir kommen würden,“ sagte sie bitter.
Mikkel reichte ihr einen Becher Kaffee. „Aber sie wissen nicht, dass wir die Mappe fotografiert haben. Und das Symbol…“
Karen nickte. „Es ist der Beweis, dass die alte Organisation noch existiert. Dass Jensen Recht hatte.“
Sie starrten auf den Bildschirm, der Thomsens Wagen durch die nächtlichen Straßen folgte. Die Mappe würde sie zu weiteren Beweisen führen – wenn sie sie nicht aus den Augen verloren.
„Morgen früh schlagen sie zu,“ sagte Mikkel. „An der alten Werft.“
Karen nickte grimmig. Der elegante Teil des Abends war vorbei. Jetzt begann die echte Arbeit.
Über der Förde zog Nebel auf, verschluckte die Lichter der Stadt. Irgendwo da draußen wartete die Mappe – und mit ihr die Wahrheit über ein halbes Jahrhundert Verbrechen im deutsch-dänischen Grenzland.
Die alte Werft lag im ersten Morgenlicht wie ein gestrandetes Schiffsskelett am Ufer der Förde. Karen Larsen zog ihre Dienstwaffe, während sie die verwitterten Backsteinhallen durch ihr Fernglas beobachtete. Nach der Nacht im Überwachungsvan fühlte sie sich erschöpft, aber fokussiert.
„Container på kajen,“ meldete Mikkel über Funk. „To vagtmænd.“ Zwei Wachleute bei den Containern.
Die Observierung von Thomsens Wagen hatte sie hierher geführt. Die Mappe war irgendwo da drin – und mit ihr vermutlich Beweise für Jahrzehnte von Kunstschmuggel und Menschenhandel.
„Bewegung am Tor,“ flüsterte Karen ins Mikrofon. Ein Lastwagen rollte langsam auf das Gelände.
Mikkel, der mit einem dänischen Team die Wasserseite sicherte, meldete sich: „Der Frachter ‚Nordic Star‘ hat gerade angelegt. Sie laden die Container.“
„Jetzt verstehe ich, was Jensen damals meinte,“ murmelte Karen. „Das perfekte System – die Kunstwerke kommen über Land, die Menschen über See.“
Ein Schrei durchschnitt die Morgenstille.
„Los!“ Karen gab das Signal. Polizeiteams auf beiden Seiten der Grenze stürmten gleichzeitig das Gelände.
Chaos brach aus. Wachleute rannten in alle Richtungen, Befehle wurden auf Deutsch und Dänisch gebrüllt. Karen sprintete zum nächsten Container. Das Schloss war neu aufgebrochen worden.
„Heraus! Kom ud! Polizei!“
Zuerst bewegte sich nichts. Dann, zögernd, kletterten Menschen ins Freundlicht – erschöpft, verängstigt, aber am Leben.
„Vi har dem!“ Mikkels triumphierende Stimme im Funk. „Wir haben sie!“
Ein Knall ließ Karen herumfahren. Auf der anderen Seite der Halle rannte eine Gestalt mit einer vertrauten braunen Mappe die Treppe hinauf.
„Thomsen!“ schrie sie. „Mikkel, er flüchtet über das Dock!“
Sie hetzte die rostige Eisentreppe hoch, rutschte auf feuchtem Metall aus, fing sich wieder. Über ihr donnerten Thomsens Schritte auf dem Dach.
„Karen, vent!“ Mikkels Warnung kam zu spät.
Sie erreichte das Dach gerade, als Thomsen am anderen Ende zu einem Sprung ansetzte – hinunter auf ein wartendes Schnellboot.
„Stehen bleiben!“ Ihr Ruf verhallte ungehört.
Das Boot schoss los, eine weiße Heckwelle hinter sich herziehend. Aber Mikkel hatte vorgesorgt. Zwei Polizeiboote schossen aus dem Nebel, schnitten dem Flüchtenden den Weg ab.
„Die Mappe!“ schrie Karen. „Passt auf die Mappe auf!“
Thomsen must dasselbe gedacht haben. In einer fließenden Bewegung schleuderte er die Mappe ins Wasser der Förde.
„Nej!“ Mikkels Schrei klang frustriert.
Aber etwas stimmte nicht. Die Mappe sank nicht.
„Sie schwimmt,“ keuchte Karen ins Mikrofon. „Das Leder ist wasserdicht versiegelt.“
Ein dänischer Polizeitaucher war bereits im Wasser. Sekunden später hielt er die triefende Mappe hoch.
Thomsen, inzwischen von beiden Booten eingekesselt, lachte bitter. „Glauben Sie wirklich, das wird etwas ändern? Das System ist älter als Sie beide. Es wird uns alle überleben.“
Karen kletterte vorsichtig vom Dach. Unten erwartete sie Mikkel, die gerettete Mappe in den Händen.
„Vorsicht,“ sagte er. „Sie ist schwerer als sie aussieht.“
Gemeinsam öffneten sie den komplizierten Verschluss. Das Innere war tatsächlich perfekt wasserdicht – und voller Dokumente. Listen von Kunstwerken, Transportrouten, Namen.
„Das sind Beweise für mindestens ein Jahrzehnt Schmuggel,“ sagte Karen, während sie die Papiere durchblätterte. „Aber…“
„Was?“
„Die älteren Unterlagen fehlen. Alles vor 2015… verschwunden.“
Mikkel runzelte die Stirn. „Es muss noch eine zweite Mappe geben.“
Ein Sanitäter unterbrach sie. Die geretteten Menschen brauchten Hilfe, Aussagen mussten aufgenommen werden.
Stunden später standen sie am Kai. Die Sonne stand jetzt hoch am Himmel, aber Karen fröstelte. Sie dachte an Thomsens Worte über das System, das sie alle überleben würde.
„Was Jensen damals schrieb,“ sagte sie leise, „über die wahre Gefahr in unseren eigenen Institutionen…“
Mikkel nickte ernst. „Die Mappe ist ein Anfang. Aber die wirkliche Arbeit…“
„…fängt jetzt erst an,“ beendete Karen seinen Satz.
Über der Förde kreisten Möwen, ihre Schreie vermischten sich mit den Sirenen der Polizeiboote. Der Nebel hatte sich gelichtet, aber Karen wusste: Die dunkelsten Schatten waren noch verborgen.
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